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Projekt Menschheit – Was zum intergalaktischen Tentakel haben wir uns bloß dabei gedacht???


In einem entlegenen Winkel der Galaxie, weit abseits von intergalaktischen Handelsrouten und touristischen Sehenswürdigkeiten, schwebte das Forschungsschiff von Intellorion-9 im Orbit eines blauen Planeten: der Erde. Drinnen saßen Blorg und Zorb, zwei hochintelligente Aliens mit übergroßen Köpfen und einer Menge Tentakeln, die ihnen beim Multitasking halfen.


„Zorb“, begann Blorg und rieb sich einen Tentakel an der Stirn, „erklär mir bitte nochmal, warum wir vor ein paar Tausend Jahren auf die grandiose Idee kamen, aus diesen haarigen Primaten eine intelligente Spezies zu machen?“ Er deutete auf den Bildschirm, wo gerade ein Mensch mit einer Laserkanone versuchte, eine Banane kunstvoll zu schälen. „Ich meine, was haben wir uns dabei gedacht?“


Zorb nippte an seinem intergalaktischen Kaffee und seufzte tief. „Weißt du noch? Damals dachten wir, es wäre ein geniales Experiment. ‚Lasst uns Wesen erschaffen, die denken, träumen und große Dinge vollbringen können‘, sagtest du noch. Und ich Idiot hab mitgemacht. Und jetzt… haben sie Reality-Shows.“


Blorg schaltete mit einem Tentakel auf einen anderen Kanal. Dort sah man eine Gruppe Menschen, die mit ernstem Gesichtsausdruck protestierten. Die Schilder trugen Slogans wie: „Sagt Nein zu runden Gurken!“ und „Stoppt die Diktatur der Kantenlosen!“. Blorg starrte fassungslos auf das Bild. „Sie protestieren gegen… Gemüse.“


„Oh, das ist noch harmlos“, murmelte Zorb und tippte ein paar Knöpfe auf der Konsole. „Hier, schau dir das an.“

Auf dem Bildschirm erschien ein Archiv mit den Entwicklungsphasen der Menschheit:


Phase 1: Primitive Sammler und Jäger – Status: Vielversprechend

  • Kommentar: „Sie zeigen Neugier und Lernfähigkeit, nutzen Werkzeuge und arbeiten im Team.“


Phase 2: Beginn der Zivilisation – Status: Beeindruckend

  • Kommentar: „Sie entwickeln Sprachen, bauen Städte und zeigen erste Ansätze von Kunst und Philosophie.“


Phase 3: Erfindung der Bürokratie – Status: Besorgniserregend

  • Kommentar: „Sie beginnen, Regeln und endlosen Papierkram zu erfinden, der ihnen selbst keinen Nutzen bringt.“


Phase 4: Industrielle Revolution – Status: Kritisch

  • Kommentar: „Sie erfinden Maschinen, um Arbeit zu erleichtern, nutzen die gewonnene Zeit jedoch nicht, sondern schaffen sich neue Probleme.“


Phase 5: Moderne Gesellschaft – Status: Katastrophe

  • Kommentar: „Sie verbringen den Großteil ihrer Zeit in Büros, tun Dinge, die sie hassen, und streiten sich über Belanglosigkeiten wie Ananas auf Pizza.“


Zorb ließ einen Tentakel frustriert auf die Konsole fallen. „Das Schlimmste ist, dass sie nicht einmal merken, wie verrückt das alles ist. Sie haben unglaubliche Technologie entwickelt, nutzen sie aber für Katzenvideos und weltweite Diskussionen darüber, ob Sprachnachrichten länger als eine Minute sein dürfen.“


Blorg seufzte tief. „Vielleicht hätten wir damals einfach die Delfine nehmen sollen.“Zorb schaute überrascht auf. „Stimmt, die Delfine! Erinnerst du dich, wie friedlich und intelligent die waren?“ Er klickte auf ein altes Video, das zeigte, wie eine Gruppe Delfine fröhlich mit Blasenringen spielte. „Wir hätten uns so viel Ärger ersparen können. Delfine hätten niemals angefangen, Gurken zu hassen oder Plastikmüll zu erfinden.“


Blorg nickte langsam. „Stattdessen haben wir uns von den Primaten blenden lassen, weil sie Daumen hatten. ‚Daumen sind praktisch‘, hast du damals gesagt.“ Er schüttelte den Kopf. „Weißt du, was sie mit ihren Daumen gemacht haben? Atombomben und Selfie-Sticks.“


Zorb dachte eine Weile nach und schlürfte dabei seinen Kaffee. „Es ist noch nicht zu spät, Blorg. Vielleicht können wir die Menschheit abschreiben und die Delfine fördern. Gib ihnen ein paar zusätzliche Gene, mach sie amphibisch – schwupps, haben wir eine neue intelligente Spezies.“


Blorg überlegte kurz, lehnte sich dann aber seufzend zurück. „Zu viel Aufwand. Lass uns einfach nach Hause fliegen und so tun, als wäre das alles nie passiert.“


Zorb grinste. „Und wenn jemand fragt, wer die Menschen erschaffen hat, sagen wir einfach: ‚Keine Ahnung. Vielleicht ein kosmischer Unfall.‘“ Er aktivierte den Antrieb des Raumschiffs, während Blorg noch einen letzten Blick auf die Erde warf.


Auf dem Bildschirm lief gerade ein Nachrichtenticker: „Milliardär plant Marsbesiedlung mit Plastikzelten – Jetzt mit 20 % mehr Motivationstraining!“Daneben zeigte eine Live-Übertragung einen Wettbewerb im „Wand-Starren“, bei dem der Sieger 500 Dollar und einen Gutschein für eine Fast-Food-Kette gewann.


Blorg seufzte. „Weißt du, das Ironische ist: Sie könnten glücklich sein. Sie haben die Fähigkeit dazu. Aber stattdessen… naja, du siehst es ja selbst.“


Zorb zuckte mit den Tentakeln. „Vielleicht sind sie genau deswegen so unterhaltsam. Irgendwie bewundere ich ihre Fähigkeit, völlig sinnlose Dinge mit so viel Ernsthaftigkeit zu betreiben.“


Blorg schmunzelte. „Vielleicht haben wir ja doch was richtig gemacht. Sie mögen verrückt sein, aber sie sind nie langweilig.“


Delfin-Potenzial

Während das Raumschiff ins All verschwand, tauchte unten im Ozean eine Gruppe Delfine auf. Sie spielten immer noch fröhlich mit Blasenringen, völlig unbeeindruckt von den menschlichen Problemen. Einer von ihnen blies eine riesige Blase, die im Licht der Sonne schimmerte, und dachte sich vielleicht insgeheim: Wenn wir irgendwann die Chance bekommen, könnten wir das besser machen.


Moral der Geschichte: Manchmal denkt man, man erschafft etwas Geniales – nur um später zurückzublicken und festzustellen, dass man besser Delfine hätte fördern sollen.

 
 
 

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